Vom Klostergut zum lebendigen Kulturdenkmal Historischer
Rettershof

Die Geschichte des Rettershofs reicht bis ins Jahr 1146 zurück, als hier ein Prämonstratenserkloster mit Mönchen und Nonnen gegründet wurde. Aus diesem klösterlichen Ursprung entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte ein Hofgut, das mehrfach den Besitzer wechselte und sowohl landwirtschaftlich als auch als Wohnsitz genutzt wurde. Besonders im 19. Jahrhundert erlebte das Anwesen eine Blütezeit: 1884 erwarb der Engländer Frederik Arnold Rodewald den Rettershof und ließ für seine Tochter Alice und ihren Ehemann Oskar Freiherr von Dieskau ein repräsentatives Hofgebäude im englischen Tudorstil errichten.

Eine besondere Attraktion ist das Gästebuch des Rettershofs, das zahlreiche Einträge von adeligen Besuchern enthält. Die wohl berühmteste Besucherin war Victoria von Großbritannien und Irland, deren Aufenthalt bis heute Teil der Hofgutgeschichte ist.

Auch kunstvolle Details wie Nepomuk- und Heiligenfiguren prägen das Erscheinungsbild des Hofguts. 1938 errichtete die Familie von Richter-Rettershof das Café-Restaurant Zum Fröhlichen Landmann, um die Erzeugnisse des Gutbetriebes – Milch, Eier, Fleisch und Obst – direkt vor Ort zu vermarkten.

Nach dem Ankauf durch die Stadt Kelkheim im Jahr 1980 wurde das Ensemble weiterentwickelt. An das Schloss schloss man einen Hotel-Bettentrakt mit 35 Zimmern und 69 Betten an. Heute beherbergt das Anwesen neben Wohngebäuden vor allem die Pferdeställe des Reitstalls Rettershof.

Der Rettershof ist heute ein beliebtes Ausflugsziel, das mit Veranstaltungen, Gastronomie und idyllischer Natur Besucher anzieht – ein lebendiges Zeugnis regionaler Geschichte und Kultur.

  • 1146

    Die Stiftung des Prämonstratenserklosters Retters durch den Grafen Gerhard von Nürings (ehem. Burg bei Falkenstein) wird bestätigt. Retters (in reteresse, nach einem Personennamen Rather) erstmals urkundlich erwähnt.

  • 1190-1360

    Blütezeit des Klosters.

  • um 1200

    Das Doppelkloster mit Mönchen und Nonnen wird reines Nonnenkloster. Es dient vor allem der standesgemäßen Versorgung unverheirateter Töchter aus den Kreisen des Niederadels, die sich der Seelsorge, der Krankenpflege und der Armenfürsorge widmen.

  • 1221

    Kloster Retters hat Besitz und Einkünfte in 40 Orten, vor allem im Vordertaunus und der Wetterau. Insgesamt sind es etwa 70 Orte, in denen das Kloster begütert war.

  • 1293

    Aus wirtschaftlichen Gründen wird die Zahl der Nonnen auf 50 beschränkt.

  • 1269-1292

    lebte die selige Christina, die später von Retters genannt wird. Ihr war die Sorge für die Kranken und Siechen des Klosters übertragen.

  • ab 1367

    wirtschaftlicher Rückgang und Stagnation des Klosterlebens.

  • um 1500

    In Retters leben ca. 20 Personen.

  • 1559

    Nach Misswirtschaft, Hunger, Elend und Not wird das Kloster, in dem nur noch drei Nonnen leben, durch den lutherischen Landesherrn Graf Ludwig von Stolberg-Königstein aufgelöst und umgewandelt in ein Hofgut. Die kleine Klosterkirche, die an der Stelle des heutigen Reitplatzes stand, wurde ebenso wie die anderen Klostergebäude im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zerstört.
    Das Hofgut Retters, auch Hof Röders genannt, wird Domänengut im Besitz von häufig wechselnden Pächtern bzw. Erbleihbeständen.

    Eigentümer sind:
    1559-1581 Graf von Stolberg-Königstein
    1581-1803 Kurfürsten von Mainz
    1803-1806 Fürst von Nassau-Usingen

  • 1884

    kauft Frederik Arnold Rodewald zu Feldheim bei Wimbledon in Surrey/England für 78 000 Mark das Hofgut und löst die jährlichen Zahlungen für das Domänenerbleihrecht mit einem Betrag von 18 693 Mark ab. Damit ist der Rettershof vollständig in Privateigentum übergegangen.

  • 1885

    Frederick Rodewald lässt das Schloss im englischen Landhausstil für 200.000 Mark als Wohnsitz für seine Tochter Alice und deren Ehemann, Oskar Freiherr von Dieskau, erbauen. Freiherr Oskar von Dieskau stirbt bereits im März 1885. Die Witwe heiratet im folgenden Jahr dessen Bruder Leopold.

  • 1889

    Alice von Dieskau, geb. Rodewald, wird nach dem Tod ihres Vaters (1886) Eigentümerin des Rettershofes. Besitzer ist ihr Ehemann Leopold Freiherr von Dieskau.

  • 1903-1924

    Sibylle, Prinzessin von Hessen, und ihr Ehemann, Friedrich Freiherr von Vincke, kaufen den Rettershof für 210 000 Mark.

  • 1924-1979

    Hofgut und Schloss befinden sich im Eigentum des Majors a.D. Felix von Richter und seiner Frau Hertha von Rath (später Gräfin Rothkirch); zuletzt deren Tochter Felicitas Bienzle. In den 20er und 30er Jahren wird das Hofgut in seiner heutigen Form im historischen Stil der Jahrhundertwende gestaltet.

  • 1928

    Einrichtung einer Damenreitschule.

  • 1938

    Eröffnung des Café-Restaurants Zum Fröhlichen Landmann

  • 1945-1953

    Das Schloss ist von der amerikanischen Armee beschlagnahmt.

    Die Organisation Gehlen, der Vorläufer des Bundesnachrichtendienstes, ist für kurze Zeit im Schloss untergebracht.

  • 1953-1973

    Die Bachschule, eine Fremdsprachenschule mit Internat aus Leipzig, findet im Schloss ein Zuhause.

  • 1973-1980

    Die deutsche Sektion der Hindu-Sekte Hare Krishna hat das Schloss gemietet.

    Seit 1. Januar 1980 ist die Stadt Kelkheim (Taunus) Eigentümerin des Rettershofes. Um einer Zersplitterung des Gutes zuvorzukommen und das Anwesen als Naherholungsziel der Allgemeinheit zu erhalten, wurde es mit allen Gebäuden, Inventar, Vieh, Wald, Ackerland und Wiesen, insgesamt ein Gelände von 110 Hektar, für 9,1 Mio. Mark von der letzten Eigentümerin Felicitas Bienzle, geb. von Richter-Rettershof, gekauft.
    Der Rettershof wird seitdem von einer eigens für diesen Zweck gegründeten Betriebsgesellschaft "Gutsverwaltung Rettershof GmbH" verwaltet.

  • bis 1985

    An den Gebäuden werden umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Am Schloss entsteht ein Hotelanbau und der "Fröhliche Landmann" wird nahezu erneuert. Von der Stadt Kelkheim (Taunus) werden rund 16 Mio. DM in die Rettershof GmbH investiert.

  • 1997

    Durch einen Bürgerentscheid wird mit 259 Stimmen Unterschied der Bau eines 18-Loch-Golfplatzes auf dem Rettershof verhindert.

    Der Retterser Bach wird mit einem Kostenaufwand von rund 1 Mio. DM auf einer Strecke von fast 2000 Metern renaturiert.

  • 2000

    Die neue Reithalle entsteht mit modernsten Anlagen (Boxen für 45 Pferde mit Paddocks und Pferde-Solarium).

  • 2001

    Der Obst- und Gartenbauverein Fischbach kreiert die "Rettershofer Apfel-Perle", einen Apfelschaumwein, hergestellt von den Äpfeln der heimischen Streuobstwiesen.

  • 2003

    Der erste "Retterser Geist" wird in der wieder instand gesetzten Brennerei gebrannt und zur Reifung in Holzfässern gelagert.

  • 2005

    Der "Retterser Apfelbrand" wird mit dem DLG-Preis in Bronze ausgezeichnet.

  • 2009

    Wie eine Urkunde von 1281 belegt, besaß das Kloster Retters einen Weinberg in Wicker. Speziell für den Rettershof abgefüllter Wein des Wickerer Nonnbergs ist mit einem besonderen Künstleretikett versehen und wird zum verkauf angeboten.

  • 2024

    Die verwaltende Betriebsgesellschaft "Gutsverwaltung Rettershof GmbH" schließt sich mit der "Stadthallen GmbH" und trägt nun den Namen "Rettershof und Stadthallen GmbH".

- Das Gästebuch von Schloss Retters Hotspot der High Society

Versteckt in den Schätzen des Rettershofs: Das Gästebuch von Schloss Retters – überliefert aus dem Besitz von Hedwig Freifrau von Dieskau, Enkelin der berühmten Alice und einstige Hausherrin.

Blättert man darin, trifft man auf große Namen:
Die wohl prominenteste Besucherin – Victoria von Großbritannien und Irland – trug sich mit dem selbstgewählten Titel „Victoria, Kaiserin und Königin Friedrich“ ein. Eine persönliche Widmung an ihren verstorbenen Ehemann, Kaiser Friedrich III., dem sie tief verbunden war. Victoria war die Mutter Wilhelms II., des letzten Deutschen Kaisers – und die Tochter der legendären Queen Victoria von England.

Doch sie war nicht allein:
Auch Prinzessinnen Louise und Victoria von Schleswig-Holstein, Erbprinzessin Charlotte von Preußen, sowie Angehörige der Familien von Reuß, von Bethmann und von Hindenburg fanden den Weg nach Retters – und hinterließen Spuren.

Das Gästebuch ist mehr als ein Erinnerungsstück. Es ist ein leiser Zeuge großer Geschichte – mitten im Taunus, im Schlosshotel Rettershof.